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Pressemitteilung

Carl Lohse im Schaufenster Sachsens in Prag

Eines der 20 Lohse-Bilder, die in Prag ausgestellt werden – das um 1930 mit Öl auf Pappe gemalte Selbstportrait des Künstlers mit rotem Hintergrund. Foto: Stadtverwaltung

Am Mittwoch, den 10. Oktober 2018, 18 Uhr, wird eine sechs Wochen geöffnete Ausstellung mit Werken von Carl Lohse im Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen in Prag eröffnet. Am Rande der Vernissage und am darauffolgenden Tag führt eine Bischofswerdaer Wirtschaftsdelegation – mit Oberbürgermeister Holm Große an der Spitze – Gespräche mit Unternehmern aus Hamburg, der Geburtsstadt Lohses, sowie der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer. Weiterhin stehen u.a. ein Empfang durch den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Tschechischen Republik, Dr. Christoph Israng, sowie Gespräche am Rande des „Hamburger Hafenabends“, eines Treffens der Hamburger und tschechischen sowie slowakischen Wirtschaft, auf dem Programm.

1895 in Hamburg geboren, mit kurzer Unterbrechung von 1925 bis zu seinem Tod 1965 in Bischofswerda tätig gewesen und mehr als 50 Jahre danach endlich die entsprechende Würdigung erhalten – so lässt sich in stenografischer Form das Leben Carl Lohses zusammenfassen. Seit einigen Jahren wird seinem Wirken verstärktes Interesse und hohe Anerkennung entgegengebracht. Carl Lohse gilt mittlerweile als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus nach dem Ersten Weltkrieg. Viele Porträt- und Aktdarstellungen, aber auch Landschaftsmalerei und Darstellungen von Architektur und Arbeitsleben prägten das Lebenswerk des Malers. Neben seinem expressionistischen Werk finden sich aber auch sachlich beeinflusste Arbeiten. Mit seinen eigenwilligen Landschaftsdarstellungen der Oberlausitz hat Carl Lohses auch einen wichtigen Beitrag zur deutschen Landschaftsmalerei nach 1930 geleistet.

„Carl Lohse, obwohl in Hamburg geboren, ist einer der bedeutendsten Söhne der Stadt Bischofswerda. Sein beeindruckendes Lebenswerk hat in den letzten Jahren endlich die ihm zustehende Würdigung erhalten. Als Beleg dafür steht zum Beispiel die im letzten Jahr im Dresdener Albertinum mit großem Erfolg und internationaler Beachtung durchgeführte Lohse-Ausstellung. Mit meiner Nachfrage nach der Möglichkeit einer Lohse-Ausstellung im Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen in Prag habe ich deshalb offene Türen eingerannt. Als Stadt Bischofswerda bedanken wir uns beim Leiter des Verbindungsbüros, Dr. David Michel, für die Möglichkeit, Carl Lohse und natürlich auch Bischofswerda und die Westlausitz in ansprechender Form in der Goldenen Stadt präsentieren zu dürfen. Beim integrierten Wirtschaftspart erhoffe ich mir vor allem für die beteiligten Unternehmer und Unternehmen fruchtbare Gespräche und gute Erstkontakte, aus denen sich später möglicherweise neue geschäftliche Beziehungen ergeben“, so Oberbürgermeister Holm Große.

Hintergrund Carl Lohse:

Der gebürtige Hamburger Carl Lohse (1895-1965) kam nach dem Ende des Ersten Weltkrieges auf die Einladung des Armaturenfabrikanten Karl Hebenstreit erstmals nach Bischofswerda. Im Hause des Kolonialwarengroßhändlers Alfred Scheumann, dessen Tochter Johanna Lohse 1925 auch heiratete, fand der junge Maler ideale Arbeitsbedingungen. Im Kreise der Dresdner Künstlerfreunde, darunter Erich Ponto, Ludwig Renn, Hildebrand Gurlitt, Erna Lincke und Hans Christoph, die im Scheumannschen Haus ein- und ausgingen, fühlte er sich respektiert und in seinem expressionistischen Schaffen bestärkt. In der Folge entstand sein starkfarbiges Frühwerk, das heute zu den bedeutendsten Schöpfungen des deutschen Expressionismus nach dem Ersten Weltkrieg zählt. Ausstellungen in den Dresdner Galerien Arnold (1920) und Richter (1921) wurden von der Kritikern gelobt, sie brachten jedoch nicht die erhofften Verkaufserfolge, was Lohse zwang für einige Jahre nach Hamburg zurückzukehren. 1929 zog er mit seiner Frau endgültig nach Bischofswerda; in das Haus seines Schwiegervaters, in dessen Kolonialwarengroßhandel Lohse auch mitarbeitete. Aber das Malen bestimmte weiter seine Freizeit. Die zweite Schaffensperiode, die bis 1939 anhielt, ist durch einen realistischeren Gebrauch der Farben gekennzeichnet. Das Spätwerk schließlich besticht durch bedeutende Porträts und Landschaften. Zu Lebzeiten blieb Carl Lohse nur wenig künstlerische Anerkennung vergönnt, vor allem von den vorherrschenden Regimen – zunächst dem faschistischen, später dem der DDR - wurde er diffamiert und angefeindet. Aber der „kompromissunfähige“ Lohse ging seinen künstlerischen Weg unbeirrt weiter. 1965 verstarb er in Bischofswerda, wo er auch beigesetzt ist. 1990 gründete sich in der Stadt die „Interessengemeinschaft Carl Lohse“, mit deren Hilfe gegenüber dem ehemaligen Wohnhaus und Atelier des Malers – dem heutigen sog. Bischofssitz – drei Jahre später eine Galerie zu Ehren Carl Lohses eingerichtet werden konnte. Ein Großteil seines Nachlasses ging als Schenkung in den Besitz der Stadt über. Eine Auswahl dieser Arbeiten ist nach Umbauarbeiten demnächst wieder in einer ständigen Ausstellung der Carl-Lohse-Galerie zu sehen. Mehr Infos: https://www.bischofswerda.de/kultur-freizeit-und-tourismus/carl-lohse-galerie.html

Hintergrund Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen in Prag:
Die Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik hat sich in den letzten 25 Jahren stetig entwickelt. Grundlage dafür war die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung durch die Ministerpräsidenten beider Länder im Jahr 1992. Mit dem im Jahr 2012 eröffneten sächsischen Verbindungsbüro in Prag wird diese Kooperation weiter ausgebaut und die Beziehungen weiter intensiviert. Das Verbindungsbüro will das Schaufenster Sachsens in der Tschechischen Republik sein. Es präsentiert direkt vor Ort die Vielfältigkeit des Freistaates im Bildungs- und im Jugendbereich, in Kultur, Wissenschaft und Umwelt, beim gesellschaftlichen Engagement von Verbänden und Institutionen, beim Knüpfen von Netzwerken sowie im wirtschaftlichen und im touristischen Bereich. Neue Kontakte zu vermitteln, gemeinsame Projekte zu starten und den Austausch weiter mit Leben zu erfüllen, ist Ziel und Aufgabe des Büros.
Mehr Infos: https://www.sk.sachsen.de/verbindungsbuero-prag-3747.html

(veröffentlicht am 08.10.2018)